Der Ring der Königin Station 02 Das Salzloch und die Höllenmauer

Heckenmühle 1, 97528 Obereßfeld

Der Ring der Königin Station 02 Das Salzloch und die Höllenmauer

Von einem kleinen Wäldchen malerisch umgeben, liegt hier an dieser Stelle nur etwa 50 Meter vom Radweg entfernt, die südliche Quelle der Fränkischen Saale. Im Volksmund wird sie auch das „Salzloch“ genannt. Aber warum eigentlich  „Salzloch“? Das erklärt – wie könnte es auf dieser Tour auch anders sein – eine Sage. Wobei sich rund um diese Quelle gleich mehrere mystische Geschichten ranken: 

Die südliche Quelle der Fränkischen Saale: das „Salzloch“, Bild von CSvBibra, gemeinfrei

 

Die Sage vom Salzloch 

Einer alten Überlieferung zufolge soll von den Erbauern des Schloss Sternberg ein Geheimgang hin zur Heckenmühle gebaut worden sein. Als dann eines Tages ein furchtbarer Krieg im Land tobte, wurde auch das Schloss bedroht. Keiner der Bewohner konnte flüchten um Hilfe zu holen. Ein Ritter wagte es dann aber doch. Er hatte von dem Geheimgang gehört, sattelte sein Pferd und fand tatsächlich einen unterirdischen Gang. 

In fliegendem Galopp ritt er durch den schmalen Gang. Doch plötzlich merkte er, dass sein Pferd immer langsamer wurde. Gerade noch rechtzeitig sprang er ab - doch zu spät. Genau wie sein Pferd steckte der edle Ritter bis zu den Knien in einem unterirdischen Sumpf. Plötzlich schoss auch noch ein großer Wasserstrudel aus dem weichen Boden empor. Reiter und Pferd kämpften tapfer dagegen an, nicht in den immer weicher werdenden Boden gezogen zu werden. Das viele Wasser, das aus dem Boden strömt, wusch dabei den Schweiß von den um ihr Leben kämpfenden Körpern des Ritters und seinem treuen Ross und bahnte sich seinen Weg nach Obereßfeld, wo es hier an dieser Stelle aus dem Boden trat. Als die Menschen einige Zeit später von dem Wasser der neuen Quelle kosteten, merkten sie, dass es sehr salzig schmeckte. Sie nannten die Quelle daher das „Salzloch“. 

Schloss Sternberg © Haßberge-Tourismus e.V.

 

Einer anderen Sage nach, wohnen im Salzloch übrigens auch Zwerge. Man käme zu ihnen, wenn man durch das Salzloch hindurch ginge. Drinnen kommt man dann an eine Tür, in der ist ein Fenster, durch welches ein heller Lichtstrahl flutet. Öffnet man die Tür, so stehen in dem Raum kleine Stühle und Tische. Wer es wagt, kann es einmal versuchen.

 

Die Höllenmauer

Eine weitere spannende Sage hier am Salzloch rankt sich um die sogenannte Höllenmauer. Sie liegt nur wenige Meter unter der Quelle des Salzloch im Boden und ist ein nur wenige „Fuß“ breites Steingeschiebe aus Basalt, das sich von Gleichamberg zu Fuße der Gleichberge in Thüringen einmal quer durch das Grabfeld und die Haßberge bis in das Maintal und den nördlichen Steigerwald zieht. Obwohl das steinerne Band immer wieder im Boden verschwindet, konnte sein vollständiger Verlauf heute genau festgestellt werden. Früher konnte man sich die Entstehung dieser Kuriosität aber natürlich nicht erklären, weshalb ohne Zweifel der Teufel hier seine Hände im Spiel haben musste: 

Der Sage nach wollte der Teufel nämlich nach Jahrtausenden eingesperrt in der Hölle auch endlich auf der Erde Grund und Boden besitzen. Er wettete daher mit dem Schöpfer, dass er zwischen elf Uhr nachts und dem ersten Hahnenschrei eine Mauer einmal rund um die gesamte Erde errichten könne. Wenn es ihm gelänge, würde er ein kleines Stück Erde als sein eigen bekommen. Wohlwissend WIE groß seine Erde und die Gebirge darauf wirklich waren - der Teufel kannte sie ja nur von unten - willigte der Schöpfer ein. Und wie erwartet war die Mauer noch nicht geschlossen, als der erste Hahn zum Morgen rief. Vor lauter Zorn über die verlorene Wette, warf der Teufel daraufhin alles wieder um, was er bis dahin aufgebaut hatte. Übrig blieben nur die Trümmer der Mauer, die sich wie ein Band durch die Landschaft zogen. 

Blick von der Schwedenschanze auf die Gleichberge in Thüringen, Bild von Kreuzschnabel, CC BY-SA 3.0

 

Das wirklich spannende an der Geschichte ist aber, wie dieses Band tatsächlich entstanden ist. Zur Lösung dieses „Rätsels der Höllenmauer“ trug eine 1928 erfolgte Begehung durch einen Oberbergdirektor Dr. Reis bei. Er stellte fest: Die Höllenmauer ist ein Relikt aus der Zeit, als das heutige Grabfeld von aktiven Vulkanen geprägt war! Einst durchbrach eine Eruption die Bodenschichtung hier im heutigen Grabfeld. Diese Eruption ließ unter anderem die beiden Gleichberge entstehen. Gleichzeitig brachen dabei im gesamten fränkisch-thüringische Grenzgebiet aber auch viele,  meist miteinander gleichlaufender Risse und Spalten im Erdboden auf, die oft mehrere Kilometer weit fast schnurgerade verlaufen. Ihre Mächtigkeit blieb dabei relativ regelmäßig circa 70 cm. Einzelne Risse erreichten aber auch eine Dicke von einem Meter. An manchen Stellen erweiterten sie sich aber auch zu ziemlich ausgedehnten Gebilden, so bei Zimmerau, Schwanhausen und auch hier an der Heckenmühle bei Obereßfeld. Als sich schließlich auch Lava über die Kuppen der beiden Vulkankrater ergoss, füllte sie die Risse mit dem flüssigen Gestein des Erdinnern. Nach dem erkalten der Magma wurde daraus festes Basaltgestein, das sich in schmalen Bändern mauerartig durch die Landschaft erstreckte und durch spätere Erdbewegungen sowie Verwitterungsprozesse mal unter oder mal an die Erdoberfläche bewegt wurde. 

 

Des Pudels wahrer Kern

Betrachtet man daher abschließend die magma-spuckenden Vulkane der Gleichberge mit ihrer schöpferischen aber auch zerstörerischen Kraft als Metapher für den Teufel, könnte man der Sage von der Höllenmauer daher durchaus einen wahren Kern zusprechen. Und tatsächlich ist auch das der kritische Punkt, der eine Sage von einem Märchen unterscheidet: denn im Gegensatz zum Märchen haben Sagen einen höheren Realitätsanspruch, welcher unter anderem durch genaue Lokalisierung und Datierung erreicht werden soll. Im klassischen Märchen fehlen solche geographischen und historischen Bezüge.

Sagen enthalten daher meist einen "wahren Kern", sie gehen also auf wahre Begebenheiten zurück und versuchen deren Ursache und Ablauf zu erklären. So geben Sagen beispielsweise Antworten und Erklärungsversuche auf (zu damaligen Zeiten) unerklärbare Naturphänomene, auch wenn diese oft frei erfunden sind. Sagen spiegeln also auch den jeweiligen Stand volkstümlicher Glaubensvorstellungen wider und besitzen daher auch einen Aussagewert in religions- und sozialgeschichtlicher Hinsicht.

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