Märchenhaftes Grabfeld Station 02 Des Teufels Schatz in der Ruine Wildberg
Lindleshofer Weg, 97633 Sulzfeld
Märchenhaftes Grabfeld Station 02
Des Teufels Schatz in der Ruine Wildberg
Des Teufels Schatz in der Ruine Wildberg
Und auch sie sind Teil vieler Märchengeschichten und Erzählungen: Burgen und verwunschene Ruinen. So wie die Ruine Wildberg, an den nordwestlichen Ausläufern der Haßberge auf einem 455 m ü. NN hohen Bergsporn errichtet. Von hier unten im Tal kann man Bergvorsprung noch gut erkennen, wie er oberhalb des Lindleshof thront. Von der einst stolzen Burganlage ist heute allerdings nicht mehr viel übrig. Aber auch ohne Bergfried und Kettenbrücke hat es die Ruine Wildberg zum Schauplatz eines echten Märchens gebracht. Zugegebener Maßen gehört es eher in die Kategorie des „Struwwelpeters“, als in die er klassischen Disney-Happy-End-Verfilmungen, aber auch die Originale der Gebrüder Grimm kamen ja - aus heutiger Sicht – nicht immer ohne fragwürdige Inhalte aus.
Ein altes Kellergewölbe in den Ruinen der Burg Wildberg, Bild von CSvBibra, CC0
Des Teufels Schatz in der Ruine Wildberg
Es waren einmal drei Handwerksburschen aus einem Weiler zu Fuße der Wildburg. Die drei waren beste Freunde und waren schon im Kindesalter unzertrennlich. Als sie noch zu jung für eine Lehre waren, bestand ihre Lieblingsbeschäftigung darin, sich von der Arbeit die sie von ihren Eltern auferlegt bekommen haben zu drücken und den Dorfbewohnern einen Streich nach dem anderen zu spielen. Nicht selten trieben sie dabei ihre Eltern und den Dorfvorsteher zur Weißglut.
Als die Jahre vergingen und aus den Dreien junge Männer wurden, war es dann so weit. Die Kindheit hatte ein jähes Ende und jeder der drei Burschen wurde in ein anderes Dorf in die Lehre bei einem Handwerker geschickt. Den ganzen Winter über sahen sie sich nicht und hörten auch sonst nichts von ihren Freunden. Zum Frühjahrsfest bekamen schließlich doch alle einen Tag frei und trafen sich in ihrer alten Heimat. Groß war die Freude und bald hatten sie schon wieder die Köpfe zusammengesteckt. Doch heckten sie dieses Mal keinen ihrer Streiche aus. Die harte Arbeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Jeder beschwerte sich über die langweilige und körperlich anstrengende Arbeit bei ihrem Lehrmeister, erzählten von den Gemeinheiten die die anderen Gesellen mit ihnen trieben und wie spärlich doch der Lohn für ihre harte Arbeit sei.
Da berichtete der eine, er habe seinen Meister erzählen hören, dass in den Kellern der Ruine oben auf dem Wildberg noch immer Schätze der alten Burgherren vergraben lägen. Da die Ruine aber von Geistern heimgesucht wird, habe sich bislang keine Menschenseele getraut auch nur einen Fuß zwischen die alten Mauern zu setzen. Das wäre auch der Grund warum die Bewohner ihren Kindern, auch nur beim Gedanken daran zur Ruine aufzusteigen eine gehörige Tracht Prügel androhten. Zudem würde der Jäger ebenfalls aufpassen, dass niemand in die Ruine gelangt und notfalls auf denjenigen schießen, der es auch nur versucht.
Nachdem er geendet hatte saßen die drei da und schauten sich an. Ohne ein Wort zu sprechen, war klar, was die drei tun würden. Sie sahen es in den Augen der anderen, die genauso leuchteten wie damals, als sie planten der alten Müllerin Juckpulver in ihre frisch gewaschene Wäsche zu streuen. Sie beschlossen daraufhin noch am selben Abend nach dem Schatz zu suchen, denn sie wollten ihren Lebtag nicht damit verbringen, Bretter zu hobeln, Steine zu behauen und Eisen zu dengeln. Als die Dämmerung und der Frohsinn des Festes die anderen Dorfbewohner ablenkte, machten Sie sich auf den Weg.
Gipfel- oder Mahnkreuz? Die Kellergewölbe der Ruine sind mittlerweile jedenfalls gesichert © Haßberge Tourismus
Sie brauchten nicht auch nicht lange zu suchen, da fanden sie die alten Keller, die aber nur von oben zugänglich waren, denn die Haupteingänge waren verschüttet. Mit einer Funzel in der Hand, ließ sich einer der drei Handwerksburschen an einem Seil von den anderen beiden langsam in den Keller hinab. Als er unten ankam, schrie er aber sofort lauthals um Hilfe. Die andern beiden erschraken und zogen wie wild an dem Seil. Oben angekommen zitterte der Erste am ganzen Leib und schwor er habe den Teufel höchstpersönlich auf einer Truhe sitzen sehen. Nach kurzem Schweigen bricht das Lachen aus den beiden die ihn hochgezogen haben heraus und sie beginnen sich lauthals über ihn lustig zu machen.
Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, probierte es der zweite, der scheinbar mehr Mut besaß. Er sah in dem finsteren Kellergewölbe nichts vom Teufel und es gelang ihm, mit viel Kraft und der Hilfe seiner zwei Kameraden, die Holztruhe an die Oberfläche zu fördern. Mit gierigen Augen standen die drei um die Kiste. Doch plötzlich begannen sich die Gesichter der Burschen zu verändern und der Geiz sprach aus ihren Zügen. Mit einem Feigling wie dem Ersten wollten sie ich ihren Schatz nicht teilen. Unter einem Vorbehalt schickten sie ihn an den alten Eselsbrunnen um Wasser zu holen. Heimlich schlichen sie ihm aber nach und erschlugen ihn rücklings in dem Moment als er sich ans Wasser bückte. Von der Gier getrieben eilten sie zur Schatzkiste zurück und schlugen mit Steinen auf das Schloss ein, bis es barst und zu sehen war, was in der Kiste lag:
Nichts. Die Kiste war leer! Mit einem Mal verschwand auch das teuflische blitzen in ihren Augen und die Burschen machten sich gegenseitig die schwersten Vorwürfe über den Mord an ihrem Freund. Dabei gerieten sie derart in Rage, sodass der Stärkere auch noch den Schwächeren erschlug. Von so viel Bosheit genährt, nahm der Teufel daraufhin inmitten der Ruinen der alten Burg Gestalt an und verfluchte den Dritten niemals mehr zur Ruhe zu finden. Für alle Zeiten soll er in den Haßbergen umherirren. Wieder einmal hatte der Teufel den Menschen eine Schnippe geschlagen und das Dorf um drei junge Burschen betrogen.
Die Geschichte der Burg Wildberg
Die strategisch geschickt am bedeutenden Rennweg angelegte Burg erscheint erstmals indirekt 1123 mit den beiden edelfreien Adeligen Gerwicus de Wiltberg und Cuenrad de Wiltberg, deren Geschlecht spätestens 1216 mit Manegoldus dux de Wiltberch den Grafentitel innehatte. Die ehemalige Spornburg liegt auf einem nach Westen vorspringenden Sporn des Großen Breitenberges, dessen Nord-, West- und Südhang 200 Höhenmeter steil zu Tal abfallen. Da sie an diesen drei Seiten von Natur aus sehr gut geschützt war, musste nur die Hauptangriffsseite der Burg im Osten durch drei Gräben und einen Wall gesichert werden. Die Gesamtfläche des heutigen Burgstalls beträgt etwa 180 mal 40 Meter.
Burg Wildperg (orange markiert) auf der Frankenkarte des Sebastian Münster (nach 1552). Diese Darstellung der damals eigentlich schon baufälligen Burg ist sehr schematisch gehalten. Aus: Alfred Höhn, Franken im Bild aller Karten. Würzburg 1986, Abb. 19 (Ausschnitt) Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte
Ihre Burg erhielten die Grafen von Wiltberg offenbar zur Hälfte vom Stift Eichstätt zum Lehen. 1298 übergab Graf Konrad von Wildberg eine Hälfte an den Würzburger Bischof Mangold. Nach seinem Tod im Jahr 1305 ging Wildberg testamentarisch je zur Hälfte an das Hochstift Würzburg und Graf Berthold V. von Henneberg, der die Burg im Zuge hieraus resultierender Streitigkeiten im gleichen Jahr eingenommen haben soll. 1354 gelang es dem Hochstift Würzburg, die ganze Burg in Besitz zu bringen. Darauffolgende Verpfändungen endeten erst 1469, als Dietz Truchseß von Wetzhausen als Amtmann auf Wildberg bestellt wurde. 1525 zerstörte der berüchtigte Bildhäuser Bauernhaufen auch die Burg Wildberg, die danach in Verfall geriet und angeblich bereits 1559 Steinmaterial für den Bau des neuen Amtshauses im Lindshof lieferte. Im Vorfeld einer anstehenden Sanierung wurde die Ruine Wildberg 2012/13 bauhistorisch untersucht.
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