Hinter herrschaftlichen Mauern Station 06: Schloss Leuzendorf - Schlossidylle mit bewegter Vergangenheit
Leuzendorf, 97496 Burgpreppach
Station 06
Schloss Leuzendorf - Schlossidylle mit bewegter Vergangenheit
Schlossidylle mit bewegter Vergangenheit
Betrachtet man heute das idyllische Landschlösschen hier in Leuzendorf, lassen sich im Grunde keinerlei Hinweise mehr auf den einst desaströsen Zustand des Schlosses finden. Seine Verwandlung vom Rübenlager zum preisgekrönten Sanierungsbeispiel gleicht daher den klassischen Märchen-motiven wie in Grimms Aschenputtel oder dem hässlichen Entlein.
Nach der preisgekrönten Sanierung ergeben Schloss Leuzendorf und seine Grünanalgen wieder ein wunderbares Beispiel für die idyllischen Landschlösser der Haßberge | Quelle: Dark Avenger, CC BY-SA 3.0
Doch bevor wir einen Blick darauf werfen, warum dieser Transformations-prozess überhaupt notwendig war, erst einmal die Geschichte zum Schloss:
Die Geschichte
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts unterstand Leuzendorf dem Hochstift Würzburg. Es vergab den Ort unter anderem auch den Fuchs zu Burgpreppach als Lehen. Als Sigmund Fuchs zu Burgpreppach im Jahr 1545 jedoch ohne männliche Nachfolger starb, wurde Leuzendorf unter seiner Witwe und den acht Töchtern aufgeteilt.
1589 belehnte Fürstbischof Julius Echter schließlich Christoph Heinrich von Erthal mit der Herrschaft, der Leuzendorf zum Sitz seiner Linie des alten fränkischen Adelsgeschlechts machte.
Das Wappen des Geschlechts Ehrtal | Quelle: Siebmachers Wappenbuch von 1605 via wikicommons, gemeinfrei
Der heutige Bau geht wohl auf einen früheren Renaissancebau Christoph Heinrichs von Erthal aus dem 16. Jahrhundert zurück, wurde dann aber um 1750 noch einmal verändert. Aus dieser Zeit stammt auch die beeindruckende Stuckdecke im Saal des 2. Obergeschosses. Nach dem Aussterben der Leuzendorfer Linie der Ehrthals im Jahr 1805 ging das Schloss im Erbgang an die Freiherren von Schrottenberg. Später erwarben immer wieder unterschiedliche bürgerliche Käufer die Anlage. Bis das Schloss 2004 in die Hände der heutigen Besitzer Christopher und Stefanie v. Hugo fiel, war es jedoch über lange Jahre größtenteils dem Verfall freigegeben.
Die Architektur
Die Ostseite von Schloss Leuzendorf mit dem geschwungenen Bogenportal samt Wappen der Ehrtals © Folker Bergmann
Bei Schloss Leuzendorf handelt es sich um eine, nach außen schlichte, quadratische Anlage, die von einem ziegelgedeckten Mansarddach mit Gauben abgeschlossen wird. Die beiden Wohngeschosse ruhen auf einem niedrigeren Sockelgeschoss mit teilweise zugesetzten Fensteröffnungen. Die Obergeschosse werden von jeweils fünf einfachen, rechteckigen Fensterpaaren belichtet und sind durch eine Wendeltreppe im Nordosteck zugänglich. Der Haupteingang befindet sich auf der Ostseite und ist in Form eines rundbogigen Portals, das noch immer das Ehewappen Erthal-Schütz von Holzhausen zeigt, gestaltet. Im 18. Jahrhundert erhielten die großzügigen Zimmer unter Dietrich Karl Freiherr von Erthal eine prachtvolle, höfische Ausstattung. Er ließ im Übrigen auch die wunderschöne kleine St.-Michael-Kirche im Stil des Frührokoko, unweit des Schlosses errichten. Seither zieren feinste Rocaille-Stuckaturen und aufwändige Wandbemalungen die Decken und Wandflächen des Saals im 2. Obergeschoss und verschiedener weiterer Räume.
Die Sanierung
Durch eine „charmante“ Immobilienanzeige mit recht ansehnlichen Fotografien angelockt stehen Christopher und Stefanie v. Hugo im Herbst 2003 zum ersten Mal in Leuzendorf. Was sie da allerdings sehen, entsprach so gar nicht der Anzeige. Ein schäbiger Kasten aus dessen Fensterlaibungen schon die Birken sprossen. Die Öffnungen im Untergeschoss waren gleich ganz zugemauert. Jahrzehntelang hatte man das quadratische Schlossgebäude mit dem eleganten Mansarddach als Getreide- und Kartoffellager missbraucht. „Am liebsten wäre ich gleich wieder abgefahren“, sagt Christopher v. Hugo. Letztendlich erklärten sie sich aber doch zur Besichtigung bereit.
Im Inneren sah es dann allerdings nicht eben besser aus: Hausschwamm, Holzwurm, zerstörte Böden, vermooste Wände, überall nur Chaos und Verwüstung. Allein wuchtige Holzstützen im Untergeschoss schützen das Gebäude noch vor dem Einsturz. Erst als die zukünftigen Schlossbesitzer den Rokokosaal im ersten Stock betreten, „war es dann doch um uns beide geschehen“, erinnert sich die Schlossherrin. Zwar ist auch er in einem desolaten Zustand, aber die alte Pracht des für die fränkische Gegend ungewöhnlichen Saals mit feinsten Rocaillen aus dem 18. Jahrhundert und Schaukaminen mit aufgemalten Delfter Kacheln ist noch gut zu erkennen und überzeugt auch ihren Mann sofort.
Ergebnis einer aufwändigen, denkmalgerechten und liebevolles Sanierung: der Saal im 2. Obergeschoss © A. Hub
13 Jahre und einige Denkmalschutzpreise später erstrahlt das Haus aber wieder in einem neuen Glanz. „Die zweijährige Sanierung war eine unglaubliche Anstrengung, aber sie hat sich gelohnt“, sagt Stefanie v. Hugo, zu Recht stolz auf die denkmalpflegerische Superleistung, die vor allem mit Handwerkern aus der nahen Umgebung realisiert werden konnte. Der Hausschwamm wurde durch großflächigen Ausbau der befallenen Bauteile bekämpft. Dem Problem mit der Statik kam die findige Frankfurter Architektin Katharina Wellenborn mit einer diskreten Stahlkonstruktion entgegen, dem Wurm wurde unter einer tagelangen Planenabdeckung mit Gasen der Garaus gemacht. Die originalen Fenster- und Türöffnungen wurden wiederhergestellt, die Decken saniert und die Fußböden mit Preppacher Sandstein in Rosenspitzmuster, entsprechend den historischen Vorbildern im Obergeschoss, wieder belegt.
Geschickt ausgewählte Heizkörper in Sonderformaten bringen heute Wärme in Räume, in denen nicht einmal Schlitze für Wasser oder Elektrik gezogen werden durften. Denn den Höhepunkt der Instandsetzungsmaßnahmen bildete die Wiederherstellung der Wandmalereien und der stark verletzten, feingliedrigen Rokoko-Stuckaturen, die für moderne „Unterputz-Installationen“ natürlich nicht zerstört werden durften. Mit zusätzlichen Abdeckungen aus Japanpapier gesichert, überdauern nun Einhörner, Zitronen, Blumen und zarte Friese, ausgeführt in Erdtönen auf einem Putz aus Quark und Kalk, die kommenden Jahrhunderte: „Die Abdeckung hat das Denkmalamt sehr beruhigt, denn je mehr man auf die Malereien atmet, desto eher gehen sie kaputt.“, so Stefanie v. Hugo.
Bemerkenswert ist vor allem die Wiedergewinnung des Saales im 2. Obergeschoss. Mit seinen prachtvollen Stuckaturen, den Kaminen und den in fränkischem Parkett verlegten Fußboden strahlt er „in altem Glanz“.
Die erheblichen Gesamtkosten brachten die beiden Bauherren übrigens im Wesentlichen selbst auf. Liebe Familie von Hugo: Danke!
Hinweis: Der Text zur Sanierung ist im wesentlichen ein Auszug aus einem Beitrag des Deutschen Adelsblatt, der die Sanierung des Schlosses aber auch die vielen weiteren Projekte der Familie von Hugo als Beitrag zur Entwicklung der Gemeinde vorstellt.
Weitere Quellen:
Burgen und Schlösser in Unterfranken II, Seite 134 f., Main-Post, Würzburg 2009
Hassberge – ein Kunst- und Kulturführer durch den Landkreis, Seite 163, Landkreis Haßberge, Haßfurt 2003
https://www.heimatverein-burgpreppach.de/verein
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Leuzendorf
https://www.hypo-kulturstiftung.de/kulturstiftung/preistraeger/details/schloss-leuzendorf/
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