Hinter herrschaftlichen Mauern Station 07: Schloss Burgpreppach - Das unvollendete Meisterwerk

Hauptstraße, 97496 Burgpreppach

Station 07

Schloss Burgpreppach - Das unvollendete Meisterwerk

 

Das unvollendete Meisterwerk

Das letzte Schloss auf unserer Tour ist die beeindruckende Dreiflügelanlage von Schloss Burgpreppach, einem der bedeutendsten Beispiele barocker Schlossarchitektur in Unterfranken. 

Ehemals vollständig von einem Wassergraben umgeben, riegelt die beeindruckende Schlossanlage die Tallage Burgpreppachs förmlich ab © Folker Bergmann

 

Schloss Burgpreppach ist dabei in vielerlei Hinsicht ein besonderes Bauwerk. Denn es arbeiteten zwei der wohl bedeutendsten Baumeister des fränkischen Barocks an der Anlage, nämlich Joseph Greissing und Balthasar Neumann, und der Bau wurde tatsächlich nie vollständig abgeschlossen, sodass wir heute einen hervorragenden Einblick in die Handwerkstechniken und Bauorganisation einer derartigen „Großbaustelle“ aus dem frühen 18. Jahrhundert erhalten. 

Die Geschichte des Schlosses

Seit 1344 ist Burgpreppach im Besitz des alten fränkischen Adelsgeschlechtes derer von Fuchs, deren zahlreiche Nebenlinien (insgesamt sind 11 urkundlich nachgewiesen) sich nach ihren jeweiligen Wohnsitzen benannten. Die Linie der Fuchs von Burgpreppach starb allerdings im 16. Jahrhundert aus. Der Ort sowie die frühere Wasserburg gingen daher im Erbgang an die Linie der Fuchs von Bimbach über. Auch heute noch befindet sich das Schloss in deren Besitz, wobei diese Linie der Fuchs im Mannesstamm erloschen ist. Die derzeitige Schlossherrin Monica von Deuster, geb. Reichsfreiin Fuchs von Bimbach und Dornheim, ist die Tochter des letzten Freiherren dieses Namens.

Das Stammwappen derer von Fuchs | 
Quelle: Genealogisches Handbuch des Adels via wikicommons, gemeinfrei

 

Der heutige Schlossbau entstand im wesentlich zwischen den Jahren 1717 und 1724 unter Johann Philipp Fuchs von Bimbach und Dornheim (geb. 1702). Da Johann Philipp in dieser Zeit allerdings noch ein Jugendlicher von gerade einmal 15 Jahren war (sein Vater starb 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg), wurde der Bau in erster Linie von seinen Mündeln verantwortet. Diese waren der damalige Fürstbischof von Würzburg, Johann Philipp von Greiffenclau, sein Onkel Christoph Ernst Fuchs von Bimbach und Dornheim sowie der Würzburger Hofkammerpräsident und Domherr Johann Philipp Fuchs von Dornheim

Aufgrund der weitreichenden Verbindungen seiner Mündel, konnte der „Hochfürstliche Würzburgische Stadt- und Landbaumeister“ Joseph Greissing als Architekt für den Bau gewonnen werden. Nach dessen unerwartetem Tod während des Baus wurde dessen Nachfolger am Würzburger Hof, Balthasar Neumann, zur Vollendung herangezogen. 

Trotz der fachkundigen Planer konnte das überaus anspruchsvolle Baukonzept aber nur teilweise realisiert werden. So fehlen auf allen Flügelgebäuden sowie dem Hauptbau ein weiteres Obergeschoss, weshalb die viergeschossigen Eckpavillons im Norden die Anlage turmartig überragen. Auch auf den geplanten Außenputz wurde bis heute verzichtet. 

 

Rekonstruktion des ursprünglich geplanten Aufrisses im Vergleich zum heutigen Bestand © oben: Volker Rößner unten: Monica von Deuster – Fuchs von Bimbach und Dornheim

 

Zudem sollte der Ehrenhof eigentlich nach französischem Vorbild durch einen schmalen Riegelbau geschlossen werden, mit dem dem Schloss ein demonstrativ kastellartiger Charakter hätte verliehen werden sollen.

Rekonstruierte Skizze des Riegelbaus (nach erhaltenem Grundrissen Delin. II/96 u. 97). Der obere Abschluss des Querbaus ist nicht mehr zu ermitteln. Denkbar wäre anstatt eines Daches auch eine begehbare Loggia mit Balusterbrüstung © Volker Rößner

 

Verantwortlich für die vielen Änderungen und Kürzungen waren finanzielle Engpässe, der nonchalante Lebensstil des jungen Bauherren sowie die Tatsache, das nach dem Aussterben der gräflichen Linie der Fuchs, die Familie von Johann Philipp wieder deren Stammsitz in Bimbach bewohnten und Burgpreppach daher immer wieder zum teilweise unbewohnten Nebensitz von eher untergeordneter Bedeutung wurde. 

 

Die Architektur des Schlosses

Grundriss und geplante historische Nutzung, der exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Anlage © Volker Rößner

 

Wie bereits erwähnt, ist das Burgpreppacher Schloss in seiner heutigen Form ein reduziert ausgeführter und auch in seiner Struktur veränderter Bau. Während unter Greissing und dem konservativen Vormund Fuchs von Dornheim zunächst eine dreigeschossige, in sich abgeschlossene Vierflügelanlage mit aufwendiger Bauskulptur und Ornamentik das Konzept bestimmten, wurde diese Planung im Laufe des Ausbaus aus besagten Gründen verworfen. Auch die Aufteilung der Innenräume sowie deren Ausgestaltung änderte sich mit der Übernahme Balthasar Neumanns und der Reduzierung der Stockwerke noch einmal maßgeblich. 

Die Gliederung des Schlossbaues ist einfach gehalten und besteht aus bossierten Ecklisenen, profilierten Fenstergewänden und einem Gurtgesims zwischen den Stockwerken. Die Wandflächen bestehen aus grob zurechtgehauenen Mauersteinen, die eigentlich verputzt werden sollten. Der zweigeschossige Hauptbau wird von viergeschossigen, vorspringenden Eckpavillons flankiert. Ebenso wie die Torpavillons tragen diese Bauteile verschieferte Mansarddächer. Der übrige Bau wird von ziegelgedeckten Walmdächern mit Dachgauben abgeschlossen.

Blick über die Brücke, den einzigen Zugang zum Hof; in den Ehrenhof des Schlosses und auf den Hauptbau im Norden der heutigen Dreiflügelanlage © Ralf Schanze

 

Im Inneren ist besonders der große Festsaal in der Mitte des Nordflügels zu erwähnen. Der 28 Meter lange Raum ist mit Laub- und Bandelwerkstuck dekoriert. Die Wände zieren große bemalte Stoffbahnen mit antiken mythologischen und historischen Szenen, die ursprünglich wohl nicht für diesen Saal vorgesehen waren.

Der Festsaal mit Stuckestrichboden und restaurierten Wandbehängen © Monica von Deuster – Fuchs von Bimbach und Dornheim

 

Die Anordnung der gesamte Raumfolge des Mittelbaues (Vestibül, Treppe, Vorsaal und Festsaal) sowie der Entwurf der großen Hauptstiege im Mittelbau gehen auf Balthasar Neumann zurück. Im Vergleich zu den Entwürfen Greissings passte Neumann die Planungen an die modernere Vorstellung von Repräsentationsarchitektur an und schuf eine zweiläufig gegenläufige Werksteintreppe, die in das Vestibül und den Vorraum des Festsaales integriert wurde. Die Treppe entstand zwischen 1732 und 1735. Die Ausführung übernahm der Eberner Maurermeister Johann Georg Dantzer, der bereits unter Greissing den Rohbau des Schlosses ausgeführt hatte. 

Das von Balthasar Neumann entworfene Säulenvestibül samt doppelläufiger Hauptstiege hinauf in eine lichtdurchflutete Beletage © Monica von Deuster – Fuchs von Bimbach und Dornheim

 

Schloss Burgpreppach heute

Die Schlossherrin Monica von Deuster begann 1986 mit einer aufwendigen Sanierung der Anlage. Seit 1996 dient der Ostflügel wieder als privater Wohnsitz der Familie von Deuster-Fuchs von Bimbach und Dornheim. In diesem Zuge wurde das Schloss auch an die Kanalisation angeschlossen und auch die Dachflächen wurden neu eingedeckt. Dem Wohnkomfort dienen eine Zentralheizung und neue, denkmalgerechte Fenster. 

Nach Voranmeldung ermöglichen die Eigentümer interessierten Gruppen oder Einzelpersonen zudem eine Innenbesichtigung des Schlosses. Im Erdgeschoss des Westflügels können Ferienzimmer gemietet werden. Zudem ist das Schloss häufig Ort diverser Veranstaltungen. Im Sommer werden bspw. klassische Konzerte im historischen Festsaal im ersten Stock veranstaltet. Zudem können Teile des Schlosses als Veranstaltungs- und Hochzeitslocation angemietet werden. Mehr Informationen sowie den Kontakt hierzu finden Sie unter: www.schloss-burgpreppach.de 

 

Quelle: 

Schloss Burgpreppach – Eine barocke Wasserburg (2002) aus der Reihe „Schlösser im Ritterkanton Baunach“; Volker Rößner und Ulrich Pfeuffer 

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