Wo der Hopfen die Rebe umarmt Station 01 - Wie der Wein nach Franken kam

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Station 01

Wie der Wein nach Franken kam

 

Seit mehr als 1.200 Jahren wird in Franken die Weinrebe angebaut und deren Beeren zu Wein gekeltert. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Franken mit 40.000 Hektar Rebfläche sogar Europas größtes Weinanbaugebiet. Das hat sich zwischenzeitlich zwar geändert, aber der fränkische Stern im internationalen Wein-Firmament leuchtet heuer heller denn je. Wie es dazu gekommen ist. Erfahren Sie an dieser Station und damit herzlich willkommen auf unserer Tour an der Nahtstelle von Wein- und Bierfranken: Wo der Hopfen die Rebe umarmt. 

 

Wie der Wein nach Franken kam

Die ersten schriftlichen Zeugnisse für den Weinbau in Franken reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück und beziehen sich allesamt auf das Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Unterfranken. Als älteste urkundlich belegte Weinstadt Frankens gilt Hammelburg. Karl der Große (768 bis 814 König des Fränkischen Reichs, ab 800 Kaiser) schenkte seinen dortigen Besitz am 7. Januar 777 mit den dazugehörigen Orten an das Kloster Fulda, wobei auch Weinberge in der Gegend um Hammelburg erwähnt werden. Es kann hierbei als sicher angenommen werden, dass religiöse Institutionen den Weinanbau aus der Region des heutigen Frankreichs mitgebracht hatten. 

Das Fränkischen Reich und dessen Ausdehnung von 481 bis 814 | Quelle: wikicommons by SémhurCC BY-SA 3.0

 

Es waren auch insbesondere diese geistlichen Institutionen wie Klöster und Stifte, die den Anbau des Weines und den Handel mit dem Getränk förderten. Nach und nach bildeten sich dann vom 8. bis ins 12. Jahrhundert regelrechte Weinbauzentren, die alle eng mit den administrativen (kirchlichen) Hauptorten Frankens verbunden waren. Etwa in Würzburg, Kitzingen, Bamberg oder sogar Forchheim. 

Das Weinanbaugebiet Franken mit seinen Ausmaßen © FrankenTourismus e.V.

 

In den nachfolgenden vier Jahrhunderten breitete sich der Weinanbau in Franken immer weiter aus und wurde schließlich mit schätzungsweise 40.000 Hektar Rebfläche zum größten Weinanbaugebiet im heutigen Europa. In über 600 fränkischen Ortschaften wuchsen Reben. Der Wein war in der Zwischenzeit zum Grundnahrungsmittel und Volksgetränk avanciert, was zu einer Ausdehnung der Weinberge auch auf minderwertigere Lagen führte. So konnten Weinberge nicht nur entlang des Mains und im Steigerwaldvorland nachgewiesen werden. Auch die Täler von Tauber, Fränkischer Saale, Aisch und Wiesent waren bestockt. Wein wuchs in dieser Zeit von Aschaffenburg bis Bayreuth und von Bad Königshofen bis vor die Tore Nürnbergs und sogar in Eichstätt. 

Wein wurde in dieser Zeit auch zum Exportgut. Im Jahr 1395 wurde er erstmals auf der Frankfurter Messe gehandelt. Nürnberg als zentrale Handelsmetropole wurde zu einem der wichtigsten Umschlagsplätze für den Frankenwein.

 

16. bis 20. Jahrhundert

Zum einen die kleine Eiszeit, vor allem aber auch die politischen Wirren und Zerstörungen des 30-Jährigen Krieges, bescherten dieser ersten Blühte des fränkischen Weinbaus ein jähes Ende. Die Weinberge waren mitunter verfallen oder verwüstet, die Rebstöcke wurden als Brennholz genutzt. Die Absatzmärkte für den Wein brachen durch die Kriegshandlungen regelmäßig zusammen. Insbesondere die klimatisch weniger begünstigteren, minderwertigeren Lagen wurden aufgegeben und das fränkische Weinanbaugebiet schrumpfte bis auf etwa 10.000 bis 12.000 Hektar Rebfläche um 1800 zusammen. 

Weinbau in Schweinfurt am Kiliansberg im Jahre 1847. Im 19. Jahrhundert war Schweinfurt eine bedeutende Weinbau- und Weinhandelsstadt mit etwa 320 Hektar Rebfläche. Stahlstich nach Vorzeichnung von Fritz Bamberger, 1847 | gemeinfrei

 

Das einzig „positive“ dieser Zeit: Bei der Rekultivierung wurden oft neue Rebsorten verwendet, u. a. der aus dem österreichischen Donauraum importierte Silvaner, der 1659 erstmals in Franken erwähnt wurde. Durch den Silvaner sollten die zuvor im strengen Winter 1657/58 eingegangenen Rebstöcke des zur damaligen Zeit üblichen "Gemischten Satzes" ersetzt werden. Zur ersten Pflanzung der als typisch fränkisch geltenden Rebsorte in Würzburg kam es durch den 42. Abt des Kloster Ebrachs, Alberich Degen (geboren in Zeil am Main), im Jahr 1665. Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Silvaner an zahlreichen erfolgreichen Kreuzungen beteiligt, wie etwa der Scheurebe, dem Rieslaner, dem Morio-Muskat, dem Bacchus, der Albalonga und dem roten Regent.

DIE fränkische Rebsorte: der Silvaner | Quelle: Däisd, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Ab 1800 setzen dem fränkischen Weinbau zusätzliche Faktoren von unterschiedlichster Seite zu:

  • Mit der Säkularisation wurden die großflächig Weinbau treibenden Klöster aufgelöst
  • Die Märkte im Ausland erstarkten und vergrößerten die Konkurrenz. So wurden bspw. auch vermehrt Weine aus Frankreich importiert. 
  • Das Trinkverhalten der Bevölkerung wandelte sich. Bier und Kaffee verdrängten den Wein als „Alltagsgetränk“ 
  • Mit der Industrialisierung taten sich neue Arbeitsfelder auf, wodurch oftmals der schwierige und zeitaufwendige Weinbau aufgegeben wurde
  • 1880 erstes Auftreten des Falschen Mehltaus (Personospora)
  • 1894 erstes Auftreten des Echten Mehltaus (Oidium)
  • 1902 wird in Sickershausen die Reblaus eingeschleppt. Zwei Jahre später ist sie in Iphofen bezeugt
  • 1914 bricht der erste Weltkrieg aus 
  • 1939 bricht Hitler den zweiten Weltkrieg vom Zaun und terrorisiert 6 Jahre lang ganz Europa 

 

Mit Ende des zweiten Weltkrieges steht der fränkische Weinbau an seinem absoluten Tiefpunkt. 1950 gibt es in Franken nur noch 2360 Hektar bestockte Rebfläche. Auch die bereits 1902 gegründete Königliche Wein-, Obst- und Gartenbauschule, die heutige Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), in Veitshöchheim konnte diesen Trend nicht aufhalten.

Seit 1950 werden in Franken auch Wein-Hoheiten gekürt. Hier im Bild: Die Weinprinzessin des Abt-Degen-Weintals 2019-2023 Anna Lena Werb © Stefan Bayer

 

Mitte der 1950er Jahre gelang jedoch der Aufschwung. Neben dem bereits zuvor einsetzenden Qualitätsweinbau sind vor allem die Weinbergsflurbereinigungen, Rebneuzüchtungen, der Einsatz moderner Produktionsmittel (Technik, Schutz und Düngung), die staatliche Beratung für Weinbau und Kellerwirtschaft sowie die Gründung der Winzergenossenschaften für diesen Aufschwung verantwortlich. 

Im Jahr 1990 bewirtschafteten schließlich wieder ca. 7.000 Winzerbetriebe rund 6.000 Hektar bestockte Rebfläche und erwirtschaften mit ca. 20. Mill. Literflaschen und 20 Mill. Bocksbeuteln einen Gesamtumsatz von ca. 350 - 400 Mill. DM pro Jahr. Bis heute hat sich diese Struktur aber nochmals deutlich verändert. Insbesondere die Anzahl der Winzer mit kleinen Flächen nimmt immer weiter ab. Waren diese 1990 noch über 5.000, sind es heute nur noch ca. 1.600. Die Zahl der Großbetriebe ab 5 Hektar nimmt hingegen kontinuierlich zu. Die Größe der bestockten Fläche liegt heute jedoch stabil über 6.000 Hektar und nimmt sogar jedes Jahr ein klein wenig zu. Und auch international spielt der Wein aus Franken wieder ganz oben mit. Egal ob die International Wine Challenge IWC in London, die AWC Vienna International Wine Challenge oder der Falstaff Wine Guide: Fränkische Weingüter und allen voran ihre Silvaner-Weine räumen regelmäßig Preise ab. 

 

Quellen: 

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Weinbau_in_Franken 

https://www.lwg.bayern.de/weinbau/253208/

https://www.lwg.bayern.de/weinbau/weinrecht/066672/index.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Weinbaus_in_Franken

https://www.wirsching.de/franken/

https://www.weinland-franken.de/?content=showpage&id=0.61779500-1331634773

 

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